Samstag, 24. Januar 2009
Ein Schwarzer im Weißen Haus
Barack Hussein Obama - gewählter 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika steht unter Beobachtung. Nun ist natürlich nicht von bösartigem Stalking die Rede, sondern davon, dass die ganze Welt jeden seiner Schritte verfolgt. Ungewöhnlich viel wird verständlicherweise spätestens seit Dienstag über ihn berichtet, also ab dem Zeitpunkt ab dem er sein Amt mit seinem Amtseid angetreten hat (auch wenn es dort kleinere Probleme gab).

Nun gilt die Frage: Wird Barack Obama die Erwartungen, die von überall und wahrscheinlich nicht zuletzt von ihm selber an ihn gestellt werden erfüllen können? Der US-Präsident, auch oft der mächtigste Mann der Welt genannt, steht vor einer maroden Wirtschaft, einer fragwürdigen Außenpolitik, strittigen Steuergesetzen und einem uns unmenschlich anmutenden Gesundheitssystem. Als ob das nicht genug wäre, mischt sich global auch noch der gute alte Klimawandel mit ein und eine Energiekrise liegt auch in naher Zukunft.
Obama, der einen Blick fürs Wesentliche zu haben scheint, lässt sich davon bisher allerdings nicht beirren. Beharrlich geht er den Weg, den er seit seinem Wahlkampf eingeschlagen hat. Den Weg der Gerechtigkeit, der Transparenz und der Demokratie, das alles natürlich auf bescheidenen Wegen, denn wie hieß es in der Antrittsrede: Es kommen harte Zeiten auf Amerika zu, in denen alle mit anpacken müssen. Das macht natürlich vor der Regierung nicht halt.
Doch obwohl der Wahlkampf nicht nur für Amerika, sondern für die ganze Welt vielversprechend klang ist die Sache USA noch lange nicht gegessen. Man kennt es überall aus der Welt, Wahlkampfversprechen können auch problemlos als Wahlkampfversprecher gewertet werden und viele Versprechen lösen noch kein Verbrechen. Zwar ist die Bilanz nach drei Tagen im Amt durchaus positiv (wie man an der Einberufung der Guantanamo-Prozesse sieht), aber dennoch bleibt zu erwarten, ob Obama als erster schwarzer Populist im Weißen Haus in die Geschichte eingeht, oder ob an ihn als strahlender Mythos in Krisenzeiten erinnert werden wird.

Doch zurück dazu, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Es fällt doch stark auf, dass er in beinahe jeder Zeitungsausgabe mindestens einmal vertreten ist. Es scheint beinahe, als ob es keine wichtigeren Meldungen und Hintergründe auf der Welt gäbe als "Obamas Versprecher beim Amtseid" oder "So sah Obama auf der Tanzfläche aus" (Titel nur sinngemäß, nicht wortgemäß übernommen). Komisch nur, dass dieser Raum nicht für mehr Hintergründe der Weltwirtschaftskrise, der drohenden Energiekrise oder aber der Klimakrise, die ja inzwischen komplett kommerziell ausgebeutet scheint und offenbar nicht mehr viel her gibt, zu gebrauchen wäre.

Zu argumentieren, dass Obama wegweisend und maßgeblich wäre, wie man aus diesen Krisen herausfinde hat allerdings auch einen schalen Beigeschmack. Der Gesamteinfluss der Vereinigten Staaten lässt sich zwar nicht leugnen, aber dennoch ist Barack Obama Präsident der USA und nicht der ganzen Welt. Das könnte man diesem Mann, auf dem sowieso schon endlos viele Erwartungen lasten auch wirklich nicht weiter zumuten. Schließlich hat auch jede Regierung und jedes Individuum eine Eigenverantwortung, die nicht an eine Projektionsfigur abgegeben werden sollte.

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